Archiv für die Kategorie „Geistliches Wort“

Sonne- Wärme-Frühling….

Donnerstag, 15. April 2010

Entwurf für ein Osterlied

Die Erde ist schön,
und es lebt sich leicht im Tal der Hoffnung.
Gebete werden erhört.
Gott wohnt nah hinterm Zaun.

Die Zeitung weiß keine Zeile vom Turmbau.
Das Messer
findet den Mörder nicht.
Er lacht mit Abel.

Das Gras ist unverwelklicher
 grün als Lorbeer.
Im Rohr der Rakete
nisten die Tauben.

Nicht irr surrt die Fliege 
an tödlicher Scheibe.
Alle Wege sind offen.
Im Atlas
fehlen die Grenzen.

Das Wort ist verstehbar.
Wer Ja sagt, meint Ja, 
und
 ich liebe bedeutet:
jetzt und für ewig.

Rudolf Otto Wiemer

Endlich erwacht unser Lebensmut neu. Jedes Jahr ist es uns wohl zu lang, das Warten auf den Frühling und die Sonne, auf warme und helle Tage.
Frühlingsgefühle halt. Und dann geht uns vieles leichter von der Hand. Und wir können einstimmen in das Osterlied. Ja, die Welt ist schön, es lebt sich leichter, wenn die Sonne scheint.

Wie schön, dass wir immer wieder neu Ostern feiern dürfen. In das Lied der erwachenden, grünenden Natur einstimmen können, in den Gesang der Vögel am frühen Morgen.

Das Leben erwacht immer wieder. Und nicht die dunklen Tage, nicht der Tod müssen unser Leben bestimmen. Die Liebe Gottes hat das letzte Wort, und wir dürfen darauf vertrauen, können dies an Jesus, dem auferstandenen Gottessohn erkennen.

Dieses Lebens- und Liebeslied, das Gott uns schenkt, möge es uns begleiten in diesen Frühlingstagen und unsere Hoffnung stärken.

Ihre

Pfarrerin Sabina Busmann

Höher, weiter, schneller, mehr…

Donnerstag, 4. Februar 2010

Es erinnert an die alte biblische Geschichte aus der Vorzeit. So steht es in der Bibel: „Die Menschen fanden geeignetes Land und fingen an zu bauen. Wohlauf, lasst uns Ziegel streichen und brennen! Und sie nahmen Ziegel zu Stein und Erdharz zu Kalk und sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, dass wir uns einen Namen machen!“

Es ist diese unglaubliche Faszination der Wolkenkratzer, welche bis heute die Menschen verzaubert. Und wir konnten vor Wochen staunend in der Zeitung lesen, dass der bis heute höchste Turm der Welt nun in Dubai fertiggestellt wurde. Mehr als unfassbare 828 Meter hoch ragt dieses Gebäude, der Burji Chalifa, in die Höhe. Und die Superlative nehmen fast kein Ende: die über 160 Etagen bieten für 12.000 Menschen Wohn- und Arbeitsräume. Ein Luxushotel und grandiose Restaurants sind dort zu finden, wie auch Badelandschaften, Swimmingpools – und vieles andere mehr.

Der Name des Turmes ist eine Ehrbezeugung an das Emirat von Abu Dhabi und seinen Herrscher, die den Bau trotz der Finanzkrise in Dubai ermöglicht haben. Die Zeichen der Zeit spiegeln sich also auch in diesem Prestigeobjekt wieder.

Und dennoch kann man lesen, dass dies anscheinend noch nicht das Ende der Gigantomanie in Dubai ist. Der nächste Turm, nun über 1,2 Kilometer

hoch, soll schon geplant sein und wartet nur auf den Bau.

Immer wieder scheint dies das Motto der Menschen zu sein: höher, weiter, schneller und immer mehr…
Auch in den Krisenzeiten, wo wir über Klimaveränderung und Finanzkrise sprechen, über die Gefahren der Globalisierung und nachhaltigen Umgang mit den Bodenschätzen dieser Welt nachdenken, hat sich dieses Denken und Handeln der Menschen nicht geändert.

“Wohlauf, lasst uns bauen, dass wir uns einen Namen machen!” Die biblische Geschichte vom Turmbau zu Babel führt uns dabei die Folgen der Selbstüberschätzung deutlich vor Augen. Wir lesen hier von einem menschlichen Tun, das Grenzen überschreitet, Visionen wagt, sich selbst verwirklicht – dabei aber den Nächsten und Gott aus den Augen verliert. Die Menschen wollen eben häufig hoch hinaus, koste es, was es wolle… Und dies geht häufig auf das Konto der Mitmenschlichkeit und auch der Natur.

Beim Turmbau zu Babel hat dieses menschliche Streben nach Ruhm die Konsequenz, dass Gott die gemeinsame Sprache der Menschen verwirrt, dass sie einander nicht mehr verstehen. Wenn jeder nur auf sich sieht, auf das eigene Wohl achtet,
dann fällt miteinander reden, sich verstehen und verständigen eben schwer und wird fast unmöglich.

Im Neuen Testament wird das Thema dann nochmals aufgenommen. In der Pfingstgeschichte verbindet Gottes Geist die Menschen aufs Neue, der Heilige Geist macht es möglich, dass die Menschen einander – wieder – verstehen, ein neues Reden und Verstehen über alle Sprachgrenzen hinweg wird geschenkt.

Vielleicht gelingt es ja, diese Sprache der Liebe immer wieder zu finden – gebe Gott doch auch dazu seinen guten Geist, dass wir bei aller Faszination der hohen Türme den Menschen neben uns nicht vergessen.

Ihre Sabina Busmann

Weihnachten steht vor der Tür

Sonntag, 20. Dezember 2009

Weihnachten steht vor der Tür und zieht uns mit seiner besonderen Atmosphäre in den Bann. Mit all den wunderbaren Bräuchen tauchen wir in dieses Fest ein. Mitten in der dunklen Jahreszeit lassen wir uns verwöhnen vom Duft der Plätzchen oder den Lichtern der Kerzen. Ein besonderer Brauch sind die Adventskalender. Jeden Tag können wir ein Türchen öffnen, lassen uns überraschen und beschenken. Selbst Erwachsene haben noch ihre Freude an diesem Brauch. Und darin liegt ja auch sein tiefer Sinn. Gott klopft an unsere Türe und begehrt Einlass, um uns eine Freude zu machen. Das Kind in der Krippe ist der Freudenbringer, der unsere Dunkelheiten, erhellen, unser Leid mittragen und unser Vertrauen in den Liebeswillen Gottes stärken will. Gott selbst kommt – jetzt nicht mehr
fern, sondern erdverbunden, leibnah, gefühlvoll tritt er an uns heran und möchte uns das Lebenshaus erhellen.

Gott wirkt in dir die Kräfte zum Guten, begabt dich, damit du leuchten kannst in dieser Welt.

Ist er lästiger Gast inmitten der Geschäftigkeit und der Betriebsamkeit oder willkommener Freund, der uns die Seele weitet? Erlauben wir uns selbst dabei einen Blick in unser Lebenshaus und schauen hinein, halten wir inne oder treiben wir in der Geschäftigkeit dieser Tage mit?

Ich wünsche Ihnen Zeit und Muße um innezuhalten und auf das Klopfen Gottes zu hören – es ist das Herz der Welt, das in unserem Lebenshaus pochen will.

Eine gesegnete Adventszeit und fröhliche Weihnachen,

Ihr Jörg Beckers

Bereitwillig und aufrichtig

Dienstag, 13. Oktober 2009

„Prompte et sincere – bereitwillig und aufrichtig, so biet ich Dir, Herr, mein Herz da.“ So lautet das Lebensmotto von Johannes Calvin, dessen 500. Geburtstag im Juli gefeiert wurde.

Am 10.07.1509 wurde der Reformator der zweiten Generation in Nordfrankreich geboren. Seine Theologie ist prägend für die reformierten Kirchen u.a. in der Schweiz, Schottland und England. Und auch in unserer Kirche hat er Spuren hinterlassen, so z.B. im presbyterialen-synodalen System.

Calvins Vater war ein kirchlicher Beamter, seine Mutter verstarb früh. Mit Hilfe eines kirchlichen Gehaltes konnte er sein Studium der Theologie und Jura finanzieren. Und doch brach er mit der katholischen Kirche. Er selber sprach von einer plötzlichen Bekehrung hin zum evangelischen Glauben.

Seine wichtigste Schrift entsteht 1536, die Institutio; Lehre und Katechimus, in den folgenden Jahren mehrfach überarbeitet und erweitert.

Und nun musste er als Anhänger der neuen Lehre fliehen. So kam er nach Genf und traf den reformatorischen Prediger Farel. Mit ihm erarbeitete Calvin eine Gemeindeordnung, die aber auf heftige Widerstände stieß. 1538 wurde er deshalb aus Genf verwiesen, da er der gesamten Gemeinde das Abendmahl versagte.

Calvin ging nach Straßburg und betreute dort die französische Flüchtlingsgemeinde. In dieser Zeit nahm er an bedeutenden Religionsgesprächen teil, lernte z.B. Philipp Melanchthon persönlich kennen und Luthers Schriften schätzen.

1541 wird er wieder nach Genf gerufen und kann nun seine Kirchenordnung umsetzen. Dabei legt er Wert auf die Zusammenarbeit der Pfarrer mit den Presbytern und Diakonen, daneben gibt es eine strenge Sittenordnung. Die daraus resultierende Zahl der Hinrichtungen und Verbannungen ist für uns heute befremdlich.

Zugleich erscheint er in seinen Schriften jedoch als umsichtiger Seelsorger. “Nichts tröstet mächtiger als die Gewißheit, mitten im Elend von der Liebe Gottes umfangen zu werden.”
Und auch seine Liebe zur Bibel, ganz besonders zu den Psalmen, lassen einen Menschen erkennen, der voller Ernst die Beziehung zu Gott in seinem Leben sucht.

Ihre Sabina Busmann

Aus Stroh Gold machen

Freitag, 31. Juli 2009

Liebe Gemeinde,

aus Stroh Gold machen“ – wer möchte das nicht können? Das Wort stammt aus dem Märchen Rumpelstilzchen und es zeigt, wozu Menschen in der Lage sind, wenn sie auf Anerkennung und Bestätigung aus sind. Da heißt es am Anfang: „Es war einmal ein Müller, der war arm, aber hatte eine schöne Tochter. Nun traf es sich, dass er mit dem König zu sprechen kam, und um sich ein Ansehen zu geben, sagte er zu ihm: Ich habe eine Tochter, die kann Stroh zu Gold spinnen.

Das ist eine Kunst die dem König wohl gefällt, und er lässt sie in ein Zimmer voller Stroh sperren.

Das arme schöne Kind muss die Suppe auslöffeln, die ihm der Vater eingebrockt hat. Es ist schon erschreckend, wie ein Vater auf Kosten der eigenen Tochter um Anerkennung und Prestige buhlt. Der Gier nach Geltung entspricht die Habgier des Königs. Sie ist für die Männer nur Mittel zum Zweck. Arm ist diese Welt wirklich – arm an Liebe, Vertrauen, Zuneigung, Herzlichkeit, …

Willkommen mitten im Leben! Wer immer geglaubt hat, Märchen seien nur für Kinder, wird hier eines besseren belehrt. Müller und Könige finden wir in unserer Zeit auch noch zu Hauf.

Sie glauben das nicht? Sie meinen es wäre naiv, dass Menschen glauben, man könne Stroh zu Gold spinnen?

Wie konnte man vor einigen Jahren glauben, dass die Börse immer nur nach oben geht?

Wie konnte es zu diesem Finanzcrash kommen? Warum haben alle geglaubt, das Schlaraffenland hätte sich aufgetan? Da haben viele geglaubt, man könne Stroh zu Gold spinnen.

Und was unternehmen Eltern nicht alles, um die Karrieren ihrer Kinder zu pushen? Wieviele Väter und auch Mütter setzen ihre Kinder einem Leistungsdruck aus, der vor allem ihre eigenen Ansprüche und Wünsche befriedigen soll. Wieviele „arme“ Mädchen und Jungen werden angetrieben von den Ängsten ihrer Eltern und ihrer Gesellschaft. Nur heute ist die Quote König und Schönheit ein vergänglicher Ruhm, der schnell vermarktet werden muss. Man muss nur all die Superstar-Shows ansehen, um zu erleben, wie Stroh zu Gold gesponnen wird.

Die Gier nach Anerkennung und die Habgier nach materiellem Reichtum sind immer noch zwei der stärksten Antriebskräfte unseres Lebens und bestimmen unser Reden, Fühlen und Handeln.

Jesus hat einen anderen Vater kennengelernt. Sein himmlischer Vater hat ihm die Anerkennung nie verweigert. Jesus hat sich immer geliebt und angenommen gewusst, so dass er stark genug wurde, ein selbstbestimmtes und aufrechtes Leben zu führen. Ein Leben voller Liebe, Vertrauen und Respekt. In diesem Sinn ist unser Gott wirklich ein himmlischer Vater.

Ihr Jörg Beckers