Es erinnert an die alte biblische Geschichte aus der Vorzeit. So steht es in der Bibel: „Die Menschen fanden geeignetes Land und fingen an zu bauen. Wohlauf, lasst uns Ziegel streichen und brennen! Und sie nahmen Ziegel zu Stein und Erdharz zu Kalk und sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, dass wir uns einen Namen machen!“
Es ist diese unglaubliche Faszination der Wolkenkratzer, welche bis heute die Menschen verzaubert. Und wir konnten vor Wochen staunend in der Zeitung lesen, dass der bis heute höchste Turm der Welt nun in Dubai fertiggestellt wurde. Mehr als unfassbare 828 Meter hoch ragt dieses Gebäude, der Burji Chalifa, in die Höhe. Und die Superlative nehmen fast kein Ende: die über 160 Etagen bieten für 12.000 Menschen Wohn- und Arbeitsräume. Ein Luxushotel und grandiose Restaurants sind dort zu finden, wie auch Badelandschaften, Swimmingpools – und vieles andere mehr.
Der Name des Turmes ist eine Ehrbezeugung an das Emirat von Abu Dhabi und seinen Herrscher, die den Bau trotz der Finanzkrise in Dubai ermöglicht haben. Die Zeichen der Zeit spiegeln sich also auch in diesem Prestigeobjekt wieder.
Und dennoch kann man lesen, dass dies anscheinend noch nicht das Ende der Gigantomanie in Dubai ist. Der nächste Turm, nun über 1,2 Kilometer
hoch, soll schon geplant sein und wartet nur auf den Bau.
Immer wieder scheint dies das Motto der Menschen zu sein: höher, weiter, schneller und immer mehr…
Auch in den Krisenzeiten, wo wir über Klimaveränderung und Finanzkrise sprechen, über die Gefahren der Globalisierung und nachhaltigen Umgang mit den Bodenschätzen dieser Welt nachdenken, hat sich dieses Denken und Handeln der Menschen nicht geändert.
“Wohlauf, lasst uns bauen, dass wir uns einen Namen machen!” Die biblische Geschichte vom Turmbau zu Babel führt uns dabei die Folgen der Selbstüberschätzung deutlich vor Augen. Wir lesen hier von einem menschlichen Tun, das Grenzen überschreitet, Visionen wagt, sich selbst verwirklicht – dabei aber den Nächsten und Gott aus den Augen verliert. Die Menschen wollen eben häufig hoch hinaus, koste es, was es wolle… Und dies geht häufig auf das Konto der Mitmenschlichkeit und auch der Natur.
Beim Turmbau zu Babel hat dieses menschliche Streben nach Ruhm die Konsequenz, dass Gott die gemeinsame Sprache der Menschen verwirrt, dass sie einander nicht mehr verstehen. Wenn jeder nur auf sich sieht, auf das eigene Wohl achtet,
dann fällt miteinander reden, sich verstehen und verständigen eben schwer und wird fast unmöglich.
Im Neuen Testament wird das Thema dann nochmals aufgenommen. In der Pfingstgeschichte verbindet Gottes Geist die Menschen aufs Neue, der Heilige Geist macht es möglich, dass die Menschen einander – wieder – verstehen, ein neues Reden und Verstehen über alle Sprachgrenzen hinweg wird geschenkt.
Vielleicht gelingt es ja, diese Sprache der Liebe immer wieder zu finden – gebe Gott doch auch dazu seinen guten Geist, dass wir bei aller Faszination der hohen Türme den Menschen neben uns nicht vergessen.
Ihre Sabina Busmann