in diesem Tagen feiern wir das Osterfest. Ostern ist der Sieg der Liebe über Hass und Gewalt, über Leid und Tod. Dieses Ereignis schreibt den menschenfreundlichen Willen Gottes in diese bis zum Wahnsinn angstbesetzte und gewalttätige Welt. Es hebt all das Schreckliche und Leidvolle dieser Welt nicht einfach auf. Aber es macht deutlich, dass alles unter dem Vorzeichen der Liebe Gottes steht. Ostern ist das unumkehrbare Bekenntnis der Liebe und des Lebenswillens Gottes. Damit ist aber die Geschichte Jesu nicht zu Ende. Sie geht weiter. Im Matthäus-Evangelium heißt es in Kapitel 28 ganz am Ende, nachdem Jesus von den Toten auferweckt wurde:
Aber die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte. Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten. Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
In der Taufe bekennen wir uns zu Jesus Christus als unserem Leitstern und Lebensfundament. Sie ist das sichtbare Zeichen für die Liebe Gottes und klärt auf einfache Weise, was uns als Christen ausrichtet und was uns verbindet. Uns verbindet die menschenfreundliche Liebe Gottes, die allen seinen Geschöpfen gilt. Sie gilt unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter, Kultur, Sprache, ja sogar Religion.
Das scheint heutzutage wieder deutlicher gesagt werden zu müssen, weil es in unserem Land in manchen Teilen der Gesellschaft salonfähig und akzeptiert wird, Menschen mit einem Migrationshintergrund oder einem anderen Glauben und einer anderen Kultur zu beschimpfen, auszugrenzen oder sogar Gewalt anzutun. Mit ständigen Unterstellungen, Lügen und Grenzüberschreitungen werden vor allem Menschen muslimischen Glaubens aber auch jüdischer Herkunft bloßgestellt und angegriffen. Ihnen wird das Recht auf ein Leben in Deutschland abgesprochen oder ihnen werden bösartige Absichten unterstellt. Es wird unterstellt, sie seien mit ihrem Glauben und ihrer Kultur eine Bedrohung. So wird ein Klima der Angst erzeugt, das schnell in Hass umschlagen kann und in den letzten Jahren auch umgeschlagen ist. Die vermehrten Anschläge auf Flüchtlinge, Muslime oder Juden und ihre Einrichtungen machen das deutlich. Verstörend finde ich auch die Solidarisierung mit Tätern wie das in Freital geschehen ist. Verharmlosung und Relativierung solcher Gewalt gehört auch dazu.
Dabei berufen sich diese Gruppen und Parteien oft auf ein christliches Gedankengut, eine christlich geprägte Kultur oder den christlichen Glauben. In Wirklichkeit geht es aber um eine völkische Gemeinschaft, die durch Blutsbande verbunden sind, wie krude und falsch das auch sein mag. Einige wenige nehmen für sich in Anspruch zu bestimmen, wer dazu gehört und wer nicht. Sie spalten so die Gesellschaft in wir und die.
Der christliche Glaube lässt sich dafür nicht in Anspruch nehmen. Was Menschen darin verbindet, ist das Bekenntnis zu der umfassenden Liebe Gottes. Dieses Bekenntnis duldet keine Verachtung und Gewalt gegenüber anderen. Ja, es sieht in der Vielfalt von Kulturen einen großen Reichtum. Das schließt nicht aus, dass man über Werte streitet und darüber diskutiert, wie diese Gesellschaft beschaffen sein soll. Es ist sogar nötig. Wir haben übrigens in unserem Land eine Verfassung, die dafür einen sinnvollen Rahmen liefert. Ihn miteinander zu füllen, bleibt unsere Aufgabe. Für mich ist der christliche Glaube eine gute Grundlage dafür.
Ich bin froh darüber, dass diese Gruppen und Parteien in Deutschland nur eine kleine Minderheit sind, auch wenn sie für sich beanspruchen, für das Volk zu sprechen. Sie tun es nicht! Genausowenig wie Islamisten für die Mehrheit von Muslimen stehen. Der überwiegend größte Teil von Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund lebt seit Jahrzehnten friedlich in diesem Land und trägt zu seinem Wohlstand und seinem kulturellen Reichtum bei.
Ich bin überzeugt: Dieses Land hat Platz für viele Kulturen und Glaubensvorstellungen. Aber nicht für eine Kultur, in der Menschen diskriminiert oder bedroht werden. Hier ist kein Platz für Antisemitismus oder Rassismus jeglicher Couleur. Hier ist kein Platz für Extremismus und Gewalt. Diese Überzeugung wird getragen durch den Glauben an die Auferweckung Jesu, in der die Liebe Gottes gesiegt hat.
Ihr Jörg Beckers