auf dem Bild sehen Sie die Geschichte der Emmausjünger aus Lukas 24 dargestellt. Eine der schönsten Auferstehungsgeschichten, die uns die Bibel überliefert. Nach dem Tod Jesu verlassen zwei Jünger den Ort der Kreuzigung. Sie kehren in ihren Heimatort zurück. Alle ihre Hoffnungen, ihre Träume von einer neuen Welt sind zerstört. Die Beziehung zu diesem wundervollen Menschen scheint abgebrochen. Es gibt nichts mehr zu tun. Nichts mehr, was sie in Jerusalem hält. Im Gegenteil, sie wollen diesen Ort des Schmerzes und der zerstörten Hoffnungen verlassen. Sie brauchen Distanz in ihrer Trauer.
Also machen sie sich auf den Weg nach Hause und wollen in ihr altes, gewohntes Leben zurückkehren. Schon hier geschieht etwas Wunderbares, Kostbares, Not Wendendes. Hier tun sich zwei zusammen, die trauern. Sie teilen ihre Trauer, ihren Schmerz. Sie reden miteinander. Vielleicht mit wenigen Worten, stockend, mühsam, weil sie den Mittelpunkt ihres Lebens verloren haben. Aber sie reden. Sie leugnen nicht den Schmerz und das Dunkle. Sie lassen sich darauf ein und indem sie teilen, wird der Tod Jesu erträglicher.
Auf diesem Weg begegnet ihnen der auferstandene Christus. Aber die Jünger erkennen ihn nicht. Es heißt: „Ihre Augen wurden gehalten, dass sie ihn nicht erkannten.“ Michael Schibilsky hat dazu geschrieben: „Schöner und treffender lässt sich kaum beschreiben, wie Trauernden zumute ist, was sie sehen und was sie nicht sehen können und wollen. Wie oft erleben Trauernde, dass sie von gutmeinenden Begleitern abgelenkt werden wollen, dass ihnen harmonische und versöhnliche Bilder vor Augen geführt werden – die Schönheit, die immer noch um sie herum da ist. Trauernde aber sehen anders als Nicht-Trauernde. Ihre Augen werden von der Trauer gehalten, festgehalten durch die Bilder von Tod und Sterben.“
Das braucht seine Zeit.
Jesus weiß darum und fragt sie nach dem, was sie miteinander besprechen. Er lädt sie zum Erzählen ein. Er lässt Nähe zu und öffnet sich. So können die beiden Jünger von Jesus erzählen, von seinem Leben und seinem Sterben. Und sie bringen auf den Punkt, was ihnen so weh tut. „Wir aber hofften, er werde Israel erlösen.“ Enttäuschte Hoffnungen sind ein wesentlicher Bestandteil von Trauergefühlen. Sie müssen zu Wort kommen. Sie brauchen Raum. Erst danach können sie sich öffnen für Trost und eine neue Perspektive.
Dabei hilft ihnen Jesus. Er hört erst zu, aber dann mischt er sich in ihre Trauer ein, mischt sich ein in ihre Sinndeutung des Lebens. Er lässt ihrer Trauer Raum, aber hilft ihnen, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Er schimpft sogar mit ihnen, um ihnen nun die Augen zu öffnen: Dass dieser Weg nötig war, um Gottes Liebe und Macht deutlich zu machen.
Sein Sterben war nicht sinnlos, sondern hatte ein Ziel. Dieser Jesus besiegelt mit seinem Tod das, was er gelebt hat: die Liebe Gottes zu den Menschen. Daran hält er fest bis in den Tod. Dafür steht er mit seinem Leben ein.
Die Jünger spüren, wie gut ihnen dieser Mensch tut. Sie haben ihn immer noch nicht erkannt. Aber es tut gut, erzählen zu können, und er macht mit seinen Worten ihren Herzen Mut. Darum wollen sie, dass er auch in dieser Nacht bei ihnen bleibt. „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden …“ Was für ein wundervoller Satz. Es ist der Satz aller Trauernden. Denn Trauer macht unser Herz dunkel und so klammern sie sich an jeden Funken Hoffnung, der in ihnen aufleuchtet.
Darum nötigen sie ihn, mit ihnen zu essen und erst da erkennen sie ihn. Erst als er ihnen das Brot bricht, werden ihnen die Augen geöffnet. Ihr Meister und Freund ist nicht im Tod geblieben, sondern wurde auferweckt von den Toten. ER LEBT! Jesus Christus ist auferstanden von den Toten. Gott hat ihn hindurchgebracht durch das Reich des Todes und ihn zu neuem Leben erweckt. Die Liebe Gottes ist mächtiger als alle lebensfeindlichen Mächte. Sein Wille, Leben zu schaffen und zu erhalten, ist größer als alles andere. Für die Jünger beginnt nun ein neues Leben.
Was den Jüngern gilt, gilt auch uns. Die Geschichte sagt in Worten und Bildern: Der auferstandene Christus begleitet Dich durch Dein Leben. Auch in schweren Zeiten bist Du nicht allein auf Deinem Weg. Diese Ostererfahrung ist nicht immer greifbar. Zweifel, Anfechtung, Resignation stehen dem oft im Wege. Aber Du darfst darauf vertrauen, dass Christus Dich auch darin begleitet und Dir hilft, Perspektiven und Lebenswillen zu finden.
Im Abendmahl haben wir ein Zeichen für diese Nähe und Gegenwart Christi. Denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal mit anderen Abendmahl feiern. Es stärkt uns mit der Kraft des Auferstandenen.
Ihr Jörg Beckers
Foto: Fenster mit Darstellung der Emmausjünger in der Ev. Kirche Saarlouis