Ende Februar beginnt nach der ausgelassenen „Faasend“ die Passionszeit. Das ist die Zeit, in der wir des Leidens und Sterbens Jesu gedenken und unser eigenes Leben vor Gott bedenken. Es ist die Zeit, in der wir uns neu auf Gott ausrichten sollen. Wir sollen uns bewusst mit uns selbst und dem, was wirklich zählt, beschäftigen und es nicht übergehen oder im Trubel des Alltags untergehen lassen. Dafür braucht es Ruhe, das Gebet und einen ehrlichen Blick auf sich selbst.
Wenn ich einmal selbst aus mir heraustrete und mich von außen betrachte, was zugegebenermaßen nicht immer so einfach ist, sehe ich Dinge, die mir an mir nicht gefallen. Dieser unverstellte Blick auf mich selbst tut manchmal weh und ich frage mich dann, wie Gott wohl einige meiner Verhaltensweisen, Charaktereigenschaften und meinen Umgang mit Anderen sieht. Und weil ich die Antwort auf diese Frage sehr genau kenne, versuche ich, mich zu ändern.
Doch sofort rebelliert alles in mir, denn ich weiß genau: Wie oft habe ich schon versucht, mich zu ändern, und wie selten hat es geklappt! Der Mensch ist schwach und, was sich über Jahre und Jahrzehnte in einem eingeschlichen und ausgebildet hat, wird man nicht so einfach los, selbst wenn man es möchte. Einen inneren Schalter, den man umlegen könnte, gibt es nicht.
Was also tun? Die Jahreslosung für das Jahr 2017 lenkt unseren Blick auf Gott. Sie lautet:
Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. (Hesekiel 36,26)
Gott weiß um die guten Fähigkeiten des Menschen, aber auch um sein Unvermögen, ganz seinem Willen zu entsprechen. Der Mensch bekommt es in den wenigsten Fällen alleine hin, das, was er gerne an sich abstellen würde, auch wirklich abzustellen. Aber, und das finde ich ungemein tröstlich, Gott kann es! Die Jahreslosung aus dem Buch des Propheten Hesekiel sagt ganz klar, dass Gott alleine die Initiative ergreifen wird, um den Menschen zu berühren, und dass ich selbst eigentlich nichts tun kann. Er ist es, der Herz und Geist, Denken und Fühlen des Menschen einmal verändern wird. Was dem Menschen unmöglich ist, ist bei Gott möglich! Freilich muss ich das auch wollen und dafür bereit sein, denn wenn ich mich verschließe und gar nicht an mir arbeiten will, wird auch Gott in mir nichts bewegen.
Die Passionszeit lädt uns also ein, uns bewusst mit uns zu beschäftigen und unser Leben im Gebet vor Gott zu bringen. Bitten wir ihn, uns zu helfen, uns immer wieder auf ihn und an seinem Willen auszurichten! Möge Gott das Seine zu unserem Wollen dazutun! Und selbst, wenn wir immer hinter dem zurückblieben, wie wir sein sollten: Ein Blick voraus auf den Tod Jesu an Karfreitag und seine Auferstehung an Ostern genügt, um zu sehen, auf wessen Seite Gott steht – um Jesu willen nämlich auf unserer. Er hat das Seine eigentlich schon dazugetan!
Ihr Michael Hilka