Archiv für März 2015

„Danach war ein Fest der Juden, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem … (Johannes 5,1)

Mittwoch, 11. März 2015

Ich habe schon oft gehört, das Christentum sei eine Religion der Askese, der Enthaltsamkeit, ja manchmal sogar der Freudlosigkeit. Doch solch ein Pauschalurteil wird unserer Religion sicherlich nicht gerecht. Natürlich gibt es Zeiten, in denen man sich auf das konzentrieren soll, was wirklich zählt, nämlich das eigene Verhältnis zu Gott. Dafür braucht man Ruhe und man darf sich nicht ablenken lassen. Aber es gibt doch auch dies: viele Feste! Und das ist auch gut so, denn unterbrechen Feste doch unseren Alltag, bereiten sie uns Freude, lassen sie uns das Leben genießen.

Wussten Sie, dass auch Jesus aller Wahrscheinlichkeit nach ein Gast auf vielen Festen war? Seinen Gegner bedachten ihn deshalb sogar mit den Spottnamen „Fresser“ und „Weinsäufer“ (Matthäus 11,19). In jedem Spott steckt sicherlich auch ein Fünkchen Wahrheit! Jesus kannte durchaus neben der Zeit des Gebetes auch die heiteren Seiten des Lebens. Ich sehe ihn etwa auf der Hochzeit zu Kana, wo er Wasser in Wein verwandelt haben soll (Johannes 2,1-11), bildlich vor mir.

In der Bibel spielen Feste eine große Rolle, wurden und werden sie, wie beispielsweise das Passafest, zum Teil bis heute zur Ehre Gottes und in Dankbarkeit und Erinnerung an ihn gefeiert. Und ein frommer Jude wie Jesus hat selbstverständlich daran teilgenommen. In dieser Tradition steht nun auch das Christentum und mit ihm unsere Kirche. Was wäre ein Jahr ohne Ostern, ohne Christi Himmelfahrt, ohne Pfingsten, ohne Konfirmation, ohne Weihnachten? Sogar Menschen, die den christlichen Hintergrund dieser Feste nicht mehr kennen, feiern sie und nehmen diese Auszeiten vom Alltag gerne an – braucht der Mensch sie doch.

Feiern wir also die Feste, wie sie fallen! Jesus hat es auch getan. Gott möchte, dass Menschen zusammenkommen. Gott möchte, dass sie sich ihres Lebens freuen – in der Osternacht genauso wie auf der Saarlouiser Emmes, dem Gemeindefest am 5. Juli oder in unseren Gottesdiensten. Anlässe gibt es viele.

Noch eine Anmerkung: Nicht allen Menschen ist nach Feiern zumute. Ich denke nur an die vielen Menschen in Westafrika, deren Leben noch immer durch die Ebola-Epidemie zerstört wurde oder bedroht ist. Das Presbyterium hatte im November beschlossen, die Kollekten, die in den letzten Gottesdiensten des Jahres 2014 gesammelt wurden, der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) für ihren Kampf gegen diese Krankheit zu Verfügung zu stellen. In unserer Kirchengemeinde kamen so 1.933,56 Euro zusammen. Allen Gottesdienstbesucherinnen und Gottesdienstbesuchern und allen privaten Spenderinnen und Spendern ein herzliches Dankeschön, dass Sie die Menschen in Afrika in ihrer Not nicht alleine gelassen haben!

Ihr Michael Hilka