Liebe Gemeinde,
als Kind fand ich es immer sehr traurig, wenn die „Faasend“ zu Ende ging und mit der Fastenzeit eine so ernste Zeit begann. Heute sehe ich das anders. Heute bin ich froh, dass es diese Zeit in unserem Kirchenjahr gibt. Eine Zeit, in der wir einfacheres und alternatives Leben einüben und ein Gespür dafür entwickeln können, was dran ist. Dazu sind wir eingeladen. Ich glaube, dass Jesus dies, mit der folgenden Begebenheit, uns mit auf den Weg geben wollte: Denn als er einmal gefragt wird: „Warum fasten deine Jünger nicht, während die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer fasten?“, stellt er spontan eine Gegenfrage: „Können Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist?“ (Lk, 5,33-34).
Demnach kann die Fastenzeit zu einer Zeit der Selbstfindung, der inneren Orientierung und Ordnung des eigenen Lebens, der Reifung und ganzheitlichen Erneuerung werden, sowie auch zu einer Zeit der Suche nach Gott. So kann aus „ Sieben Wochen ohne“ – „Sieben Wochen mehr“ werden, mehr Tiefe, mehr Lebensqualität mehr Zeit für Gott, den Nächsten und uns selbst.
Sich trauen, neu zu werden – das ist auch Ostern! Wenn Gott in unser Leben wirkt, stellt er manchmal etwas auf den Kopf. Sicher wenn dies ganz unverhofft geschieht kann das manches in Frage stellen. So wie damals bei den Frauen, die früh morgens an das Grab von Jesus kamen. Sie suchten den Ort auf, wo sie glaubten Jesus zu finden, einen Ort, an den sie immer wieder kommen könnten, zu Trauern und zu Erinnern. Doch dann war alles anders: Das Grab war leer. Und jetzt? Umdenken, Verstehen. Als wolle Gott sagen: Trau dich, neu zu werden. Denn mit der Auferstehung begann etwas völlig Neues in der Geschichte mit Gott und der Welt. Ganz neue Perspektiven sind eröffnet: Aus Trauer kann Hoffnung werden, aus Angst, tiefe Zuversicht. Und sogar aus Verachtung kann Gott Liebe machen. Ein neues Begreifen und Verstehen, in der Art wie man sein Leben angeht, ist dadurch im Leben angekommen. Also nicht das leere Grab bewundern, sondern um alles neu zu machen, unser Denken, Hoffen und Handeln. Denn keiner soll steckenbleiben in Schuld und Tod. Diese Gewissheit, ja schon der Wunsch, pumpt Mut in unsere Seelen. Wir stehen nicht auf verlorenem Posten. Ostern verhilft uns, das Hin und Her unseres Lebens auszuhalten, immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel. Ostern kann uns packen, durch diese zutiefst optimistische Weltsicht und unverwüstliche Zuversicht. Sie kann ein Ereignis für mein persönliches Leben werden, mich im Innersten bewegen und dazu aufrichten, mutig allem entgegenzutreten, was Menschen bedrückt und beugt.
Mögen auch Sie, in ihrem ganz konkreten Alltag auferstehen zu neuem Leben.
Ihre
Barbara Johann, Jugendarbeiterin