in diesen Tagen haben wir Pfingsten gefeiert. Für viele eins der unverständlichsten Feste der Christenheit und vielleicht ist das nicht weiter erstaunlich, erzählt es doch von der Verständigung der Völker und Kulturen.
Am Pfingstfest – so erzählt der Evangelist Lukas in Apostelgeschichte 2 – wird ein alter Traum wahr:
Menschen fangen an einander zu verstehen. Es ist der Traum der Verständigung zwischen Völkern, der Verständigung zwischen Jung und Alt, zwischen Mann und Frau, zwischen Juden und Heiden. Eine Vertrautheit entsteht in dieser Geschichte zwischen wildfremden Menschen, die keiner für möglich gehalten hätte.
Menschen aus aller Herren Länder nehmen bejahend einander an. Der Geist Gottes ist also ein Menschenverknüpfer. Er weckt Verständnis und Verstehen. Als ein Herz und eine Seele fühlen sie sich. Sie sprechen eine Sprache – die Sprache des Glaubens – die Sprache Jesu.
Das ist in der Tat schon schwer vorzustellen.
Erleben wir es in unserem Alltag doch schon anders. Es ist oft schon schwer genug, sich mit Menschen zu verständigen, die meine Sprache sprechen und denselben kulturellen Hintergrund haben. Allein schon unterschiedliche Lebenserfahrungen und Interessen machen ein Verstehen schwer. Umso wichtiger ist es, diesen Traum der Verständigung wachzuhalten und sich dafür einzusetzen.
Die Pfingstgeschichte in Lukas 2 setzt aber noch einen drauf. Die Menschen hören einander in der eigenen Sprache sprechen. Das heißt: Der Heilige Geist ist kein Gleichmacher.
Die unterschiedlichen Sprachen und Kulturen werden nicht ausgelöscht. Im Gegenteil: Gott nimmt Menschen eben mit ihrer Herkunft, mit ihren Talenten und Begabungen in Dienst. Gottes schöpferische Energie verströmt sich in dieser Welt und entfaltet sich in ihrer Vielfalt. Die Apostelgeschichte erzählt:
Menschen hören Gottes große Taten in ihrer Sprache, in ihrem Lebenskontext, in ihren Lebenserfahrungen.
Und das ist eine erstaunliche Erfahrung. Gott will unsere Vielfalt und bejaht den Reichtum der Lebens- und Glaubenserfahrungen.
Er bejaht die Vielfalt der Kulturen und er wirkt in dieser Vielfalt. Gottes Geist treibt uns in vielen Spielarten, Sprachen, Chancen an, miteinander geistvoll, friedvoll, fröhlich und achtsam zu leben.
Kann man das glauben? Es ist in der Tat eine Glaubensfrage. Glaube ich, dass Verständigung und Miteinander wichtig sind und ich für andere offen bin? Glaube ich, dass der Geist Jesu dieses Verständnis und diese Offenheit wecken kann? Jedenfalls hält die Pfingstgeschichte fest: Kirche und Gemeinde werden dort lebendig, wo Menschen sich für den Geist Gottes öffnen und aufeinander zugehen. Deswegen ist Ökumene ein so wichtiges Anliegen. Gerade hier wirdschmerzhaft deutlich wie schwierig, Verständigung schon zwischen den Konfessionen ist. Darum bin ich froh über jede Ökumenische Begegnung, jede gemeinsame Veranstaltung und jedes Gespräch, das unsere Verbundenheit deutlich macht. In Saarlouis
gibt es – Gott sei Dank – eine gute Ökumene und viele Menschen, denen die Ökumene am Herzen liegt. Diesen Menschen sei an dieser Stelle einmal gedankt. Ihnen wünsche ich in dieser Sommerzeit etwas von dem Geist, der an Pfingsten die Welt erfüllt hat. Gerade in der Sommerzeit, wo sich viele aufmachen und andere Länder besuchen, kann uns deutlich werden, wie sehr die Vielfalt der Kulturen uns bereichert. Und vielleicht entdecken sie auch darin etwas von den großen Taten Gottes in ihrem Leben.
Ihr Jörg Beckers