und Verlassen werden. Wie sollte man das leugnen. Es ist Teil unserer Existenz und wir erleben das in unterschiedlichster Weise immer wieder. Auch die Passionszeit und gerade die Feiertage vor Ostern sind zutiefst geprägt von dieser Erfahrung. Und das auf besonders schmerzhafte Weise. Jesus Christus wird seinen Lieben entrissen. Qualvoll wird er am Kreuz hingerichtet. Mit ihm stirbt auch all das an Träumen und Visionen, die er gelebt hat. Die Feiertage machen das deutlich. Jeder mit seinem eigenen Akzent. Gründonnerstag steht für das Abschied nehmen, Karfreitag für das Verlieren, Karsamstag für das Vermissen. Abschied, Verlieren, Vermissen gehört zu unserer irdischen Existenz und das nicht nur, wenn wir endgültig Abschied nehmen. Mitten im Leben üben wir das schon oft genug ein. Es gibt vieles, was wir im Leben verlieren, aufgeben, loslassen, vermissen, … und dann. Wie gehen wir mit diesen Erfahrungen um? Wie damit leben?
Die Ostererfahrung der ersten Christen öffnet eine neue Perspektive. Sie verwandelt Menschen, denn sie weckt die Gewissheit, dass Jesus von Gott auferweckt wurde und zu neuem Leben verwandelt wird. An Ostern macht Gott deutlich, dass unsere Natur nicht das letzte Wort hat, sondern sein schöpferischer Wille. Jesus scheitert nicht am Kreuz. Er fällt mit seiner Liebe und Güte nicht ins Leere, sondern wird von Gott geborgen und zu neuem Leben erweckt. Abschied, verlieren, vermissen, das ist unsere Natur, aber Geborgenwerden und Erwecktwerden, das steht uns bevor. Gott steht am Ziel unserer Wege und immer dürfen wir uns in seiner Liebe geborgen fühlen. Ostern ist Zukunftskraft, Gestaltekraft, Werdekraft. Selbst an der Grenze des Lebens, wo wir alles verlieren und aufgeben müssen, gehen wir Gott nicht verloren. Gott will uns voranbringen im Werden und immer haben wir Zukunft. Das erfahren wir in der Auferweckung Jesu.
Dieser Glaube verändert auch meinen Umgang mit all den kleinen und großen Abschieden, zu dem, was ich verliere und vermisse. An Ostern wird die Fähigkeit geweckt, nach vorne zu schauen und das Leben anzupacken. Ich kann nach dem fragen, was mich weiterbringt und mich getrost auf den Weg machen. Denn Ostern schafft eine hoffnungsvolle Aussicht und Mut, Veränderung zu leben und zu gestalten.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie in dieser Osterzeit etwas von der Lebenskraft entdecken und spüren, wie nahe uns Gott in allem ist.
Ihr Jörg Beckers