Zu diesem Jubiläum möchte ich als Abteilungsleiterin des „intensiv betreuten Wohnens“ die Gelegenheit nutzen, Ihnen, den Lesern des Gemeindebriefes, die inhaltliche Entwicklung unserer Arbeit zu verdeutlichen.
Ich, Christel Kiefer, konnte als Abteilungsleitung den o. g. Prozess der Erweiterung bzw. Veränderung seit Februar 1991 begleiten.
So wie der Verein für Sozialpsychiatrie seine Angebotspalette über 25 Jahre stets erweiterte, so hat er sich auch stets mit den Konzepten und Inhalten gemeindepsychiatrischer Arbeit auseinandergesetzt und die inhaltliche Arbeit oft visionär nach vorne gebracht.
Bereits im Aufbau des „intensiv betreuten Wohnens“ ist es dem Verein gelungen, kleine überschaubare Wohneinheiten zu schaffen, die es durch ihre familienähnlichen Strukturen den Klienten ermöglicht, sich zuhause zu fühlen und Beziehungskontinuität zu erfahren. Diesen Ansatz, den wir seit Beginn unserer Arbeit verfolgen, beginnen viele Großeinrichtungen erst heute, in dem sie in Außenwohngruppen die Wohnqualität ermöglichen, die wir stets umgesetzt haben.
Wohnqualität richtet sich aber nicht nur nach Äußerlichkeiten, vor allem im therapeutischen Geschehen ist es uns ein wichtiges Anliegen, den uns anvertrauten Menschen gerecht zu werden.
Schon sehr früh entwickelten wir in der Abteilung I für die inhaltliche Arbeit eigene Rehabilitationsbögen, an denen sich die Arbeit mit den Klienten orientiert und führten regelmäßig „Entwicklungsbesprechungen“ (Klientenbesprechungen als Fallbesprechungen) ein, an denen auch der Betroffene selbst beteiligt ist.
Vor allem die Mitbeteiligung des Klienten war Anfang der 90er Jahre noch ein Novum. Heute gibt es bundesweit den „IBRP“ (Integrierter Behandlungs- und Rehabilitationsplan) oder ähnliche Rehabilitationsbögen, und die Beteiligung des Klienten an der Rehaplanung wird in einigen Bundesländern von den Kostenträgern sogar gefordert.
Trotz regelmäßiger Auszüge von Bewohnern in ambulant betreute Wohnformen oder in andere Wohnformen geht der Altersdurchschnitt immer weiter nach oben.
Es ist zu erwarten, und bei einigen Bewohnern schon erkennbar, dass sich mit zunehmendem Alter auch der Betreuungsbedarf ändern wird.
Die berufliche Rehabilitation tritt in den Hintergrund oder ist gar nicht mehr relevant, während pflegerische Hilfen im stärkeren Maße notwendig werden.
Von daher fühlen wir uns verpflichtet, wie es in der Geschichte des Vereins für Sozialpsychiatrie verankert ist, Konzepte für Wohnmöglichkeiten für den immer älter werdenden Personenkreis zu entwickeln.
So wie der Verein für Sozialpsychiatrie in den letzten 25 Jahren Sorge getragen hat, sein Wohnangebot im „intensiv betreuten Wohnen“ immer weiter zu verbessern und für die dort lebenden Menschen adäquate Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen, so ist nach 25 Jahren auch die Zeit gekommen, Wege zu finden, dem alt gewordenen psychisch Kranken ein seinen neuen Bedürfnissen angepasstes Wohnumfeld zu schaffen.
Neben dem Thema, der Entwicklung bedarfsgerechter Wohnangebote für ältere Menschen, wird sich der Verein für Sozialpsychiatrie zum Abschluss des Jubiläumsjahres in einer Fachveranstaltung am 26.11.2009 mit den Problemen jüngerer psychisch kranker Menschen und der Qualitätssicherung bei immer schmäler werdenden Kassen beschäftigen. Zu dieser Veranstaltung laden wir Sie herzlichst ein. (Beginn 13:30 Uhr im Theater am Ring).
Christel Kiefer
Dipl.-Sozialarbeiterin